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Die Geschichte von Turco, dem liebenswerten Trollybär



Turco war ca. 10 Jahre alt, als er zu uns kam. Er hatte über 6 Jahre in einem Tierheim in Ourense, das in Gallizien liegt, verbracht. Sein spanischer Besitzer hatte ihn dort im Jahr 2004 abgegeben.
Sieht man das einzig erhaltene Bild aus dieser Zeit und vergleicht es mit Bildern, die kurz vor seiner Ankunft bei uns gemacht wurden, sieht man wie sehr die Jahre im Tierheim den Hund gebrochen hatten. Ohne viel Zuwendung, immer in Konkurrenz mit den anderen Hunden im großen Gehege. Täglicher Stress und Aggression. Turco wurde im letzten Jahr seines Aufenthaltes im Tierheim fast tot gebissen. Man hat ihn dann in das Gehege mittelgroßer Rüden getan und dort wurde es besser. Im Januar 2011 waren wir auf den armen Kerl aufmerksam geworden und wir hatten uns entschlossen ihn zu uns zu holen. Doch seine Ausreise nach Deutschland stand in Zweifel. Es ging ihm zu dieser Zeit nicht gut. Er kam mit seinen kranken Gelenken kaum noch auf die Beine. Mit mehreren Gaben Metacam haben die Spanien ihn irgendwie wieder hinbekommen, sagten uns aber, dass wir nur noch als Gnadenplatz dienen könnten, da er vielleicht nicht mehr lange leben würde. Dabei waren nicht nur seine Gelenke das Problem, sondern auch sein übergroßes Herz, das auf die Luftröhre drückte, so dass er immer schwer atmete.
Am 5. Februar 2011 war es dann soweit. Turco kam zu uns. Er war ein großer verschmuster Wuschelbär, der freundlich zu jedermann war und der  sich von Anfang an freute, dass er bei uns sein durfte. Im Laufe der Wochen ging es ihm - dank der richtigen Medikamente und unserer Zuwendung - immer besser. Das größte Problem war die Rivalität zwischen ihm und unserem kleinen Sammy, beides unkastrierte Rüden. Wir müssen gestehen, dass wir diesen Punkt aufgrund von Turcos Gesundheitszustand anfangs unterschätzt hatten. Es ging ihm halt immer besser und unser kleiner Sammy hat ihn immer wieder provoziert bis es Turco dann zuviel wurde. Und so entstanden immer wieder kleine Löcher bei Sammy. Turco hatte einfach sehr schlechte Zähne und die Verletzungsgefahr war dementsprechend hoch. Trotz seines langjährigen Tierheimaufenthaltes war er wahrlich kein Meister der feinen Hundediplomatie d.h. er ging recht häufig recht trampelig und unbeholfen auf andere Hunde zu, so dass diese sich von ihm belästigt fühlten. Mit Sammy gab es einfach eine gegenseitige Konkurrenz. Wir dachten damals schon, dass wir Turco wieder würden hergeben müssen. Doch wir lernten mit der Situation um zu gehen und reglementierten beide bereits schon bei einem falschen Blick in die Richtung des jeweils anderen und das fruchtete im Laufe der Zeit. Turco war eher dankbar dafür. Er hatte eigentlich keine Kraft mehr sich mit unserem kleinen Wichtigtuer zu messen und wollte sein Leben genießen. Er ging irgendwann einfach nicht mehr auf Sammy ein und beachtete ihn nicht mehr. Es war alles gut geworden.
Im Frühjahr waren wir mit Turco beim Hundefriseur und haben ihn scheren lassen. Sein Fell war sehr verfilzt und außerdem erhofften wir eine Entlastung für sein Herz und so war es dann auch. Turco wurde schlagartig zum jungen Springbock. Er rannte herum mit seinen staksigen, verbrauchten Knochen wie ein junger Hund und war blendender Laune. Wie jemand, der im Frühjahr endlich seinen Wintermantel abgelegen kann. Ein Freund von uns sagte damals, dass er nach der Schur aussah wie ein abgeliebtes Stofftier. Er sah tatsächlich aus wie ein großer, liebenswerter Trollybär. Alle mochten ihn und keiner hatte Angst vor diesem großen Hund. Sein Fell ist dann nicht mehr so richtig nachgewachsen. Nur die Unterwolle kam nach. Im September waren wir mit all unseren Hunden vier Wochen in der Bretagne. Wir glauben, dass dieser Urlaub der Höhepunkt in Turcos Leben war. Er ist am Strand herumgerannt, hat alles mitgemacht was die anderen Hunde so angestellt haben, war an allem interessiert und vollkommen ausgelassen und glücklich. Wir haben oft gedacht, wir müssen ihn bremsen wegen seines Herzens, doch irgendwie wussten wir beide intuitiv, dass wir das nicht durften. Wenn er zu arg schnaufen musste, haben wir einfach das ganze Rudel ausgebremst. Es war als ob Turco in dieser Zeit sein ganzes Leben nachgeholt hätte. Als könnte er endlich all das sein, wozu er eigentlich bestimmt war. Ein lebenslustiger Hund zu sein, der seine Herde hütet, sie zur Ordnung ruft und dabei viel Spaß und Freude hat. Man sah ihm sein Glück und sein Erfülltsein in seinem Gesicht an. Es war ein herrlicher Urlaub für alle.

Doch 5 Wochen nachdem wir wieder zuhause waren, haben unsere Hunde eine Magen und Darminfektion bekommen. Es ging zu dieser Zeit gerade ein Virus herum. Bei Turco war der Verlauf von Anfang an schlimmer als bei den anderen. Er bekam Fieber und wurde immer schlapper. Obwohl wir alles versucht hatten, haben nach und nach seine Organe versagt. Nach 5 Tagen ist er morgens um 7 gestorben. Sein Herz hat einfach aufgehört zu schlagen. Er war am Ende seines Lebens angelangt.

Der Schmerz über Turcos Tod war sehr groß bei uns. Wir haderten mit dem Schicksal und wollten nicht einsehen, dass er nur 10 Monate bei uns bleiben durfte. Doch im Laufe der Zeit fanden wir Trost darin, dass er wenigstens diese Zeit hatte bei uns sein dürfen. Oftmals haben wir die Phantasie, dass er sich im Himmel mit anderen Hunden unterhält und diese ihm von ihrer Leidenszeit hier auf Erden erzählen. Turco hört ihnen aufmerksam zu und berichtet von der schrecklichen Zeit im Tierheim. Doch dann leuchten seine Augen plötzlich auf und er erzählt von der Zeit bei uns und der Zuwendung und Liebe, die er bei uns empfangen durfte.
Durch dieses Bild können wir uns mit seinem Schicksal versöhnen. Turco hat alles mitnehmen dürfen was wichtig ist mitzunehmen, denn er ist als geliebter Hund gestorben.
Und er lebt in unserer Erinnerung weiter.

Lieber Dicker - wir vermissen dich und werden dich nie vergessen!

Roswitha, Mani, Aisha und Sammy